Am 14. Mai 2015 starb „Blues Boy“, genannt „B.B.“ King in Las Vegas. Geboren wurde er als Riley King am 16.9.1925 im Mississippi-Delta. Nach Trennung seiner Eltern und dem frühen Tod seiner Mutter wuchs er bei seiner Großmutter und bei Pflegeeltern auf. Seine kräftige und ergreifende Stimme prädestinierte ihn zunächst für Gospelmusik, bevor er sich dem allgegenwärtigen Blues seiner Umgebung zuwandte.
Als Twen ging er nach Memphis, wo er Sraßenmusik machte und fürs Radio entdeckt wurde. Seinen ersten Blueshit landete er 1951 mit „Three o´clock in the morning“. Die urprüngliche einfache Spielweise auf einer akustischen Gitarre entwickelte er zu seinem eigenen Stil auf der elektrischen Gitarre weiter, auf der er auch Spielweisen von Jazzgitarristen wie Charlie Christian und Django Reinhardt übernahm. Tourte er in den 50er Jahren, der Zeit der Rassentrennung, noch vornehmlich durch schwarze Clubs im Süden der USA, wurde er in den 1960er Jahren vom „weißen“ Publikum der USA entdeckt, z.B. als Bob Dylan seien Musik mithilfe des stark von B.B. King beeinflussten Gitarristen Mike Bloomfield elektrifizierte, oder er im Vorprogramm der Rolling Stones auftrat. In Großbritannien wurden viele seiner Platten von Musikern wie Eric Clapton, Peter Green, Jeff Beck etc. regelrecht absorbiert In Deutschland wurde er vor allem nach seinem Auftritt auf den Berliner Jazztagen 1973 so richtig bekannt Auch seine regelmäßige Teilnahme auf dem Jazzfestival in Montreux machte ihn in Europa populär. Dort traf ich ihn 1979 als Schreiber eines kleinen Bluesmagazins. Ehrfürchtig saß ich ihm gegenüber und stammelte mir einige Fragen zurecht, die er geduldig beantwortete und mir das Gefühl gab, ich sei jetzt der wichtigste Mensch auf der Welt. Mit genau dieser Menschlichkeit und Natürlichkeit hat er sehr viel zu Beseitigung von Rassenschranken auf seinen mindesten 300 Konzerten pro Jahr getan.
Kaum ein anderer Bluesgitarrist und -Sänger beeinflusste nachfolgende Musikergenerationen in Blues und Rock so wie B.B. King. Er zeigte, dass es auf der Gitarre nicht viele Töne braucht, um direkt beim Zuhörer tiefe Gefühle zu erzeugen. Mittel dazu waren sein Hand-Vibrato und das Hochziehen der Töne. Seine Mimik dazu sprach Bände. Seine Stimme „shoutete“ mehr, als dass sie Belcanto bot. Seine Phrasierung mit teilweise Übergang in Falsettgesang dürfte einen erheblichen Einfluss auf Rocksänger wie Ian Gillan oder Robert Plant und ihre Epigonen gehabt haben. In der einfachen Bluesform, der B.B. King meist treu blieb, füllt die Gitarre die Pausen im Gesang aus, so dass der Eindruck eines Frage-Antwortspiels entsteht, ein Dialog im Kleinen vor dem Dialog mit dem Publikum, fraktal sozusagen. Clubaufnahmen erinnern stark an die Ekstase von Gospelgottesdiensten. Vordergründig handeln viele Texte vom ewigen Thema der unglücklichen Liebe, doch hinter diesen Metaphern steht eigentlich die Suche nach Anerkennung durch die Frau im Matriarchat des Ghettos und Suche nach Menschlichkeit allgemein. „There must be a better world somewhere“ , ein Plattentitel von 1981 fasst das ganz gut zusammen.
